Bin ich schuld? Bin ich verantwortlich?
Nahestehende sind nicht schuld.
Sie sind nicht verantwortlich.
Schuldgefühle sind belastend und sie sind hinderlich. Schuldgefühle können zur Falle werden.
Schuldgefühle können Scham auslösen. Nahestehende getrauen sich nicht, anderen von ihren Sorgen zu erzählen. Sie ziehen sich von Freunden/Freundinnen und Verwandten zurück. Sie isolieren sich.
Schuldgefühle können dazu führen, dass sich Nahestehende der betroffenen Person besonders stark zuwenden. Das kann überfordern. Vielleicht begünstigen sie so den Konsum. Vielleicht sind sie sehr enttäuscht, wenn sich doch wieder nichts ändert.
Hat er/sie das Problem wegen mir?
Nein. Sie sind nicht schuld. Sie haben niemanden zum Konsum gezwungen. Es ist wichtig, zu wissen: Eine Suchterkrankung hat immer verschiedene Ursachen.
Tue ich zu wenig?
Sie können Betroffene motivieren. Sie können nicht für Betroffene entscheiden. Betroffene müssen selber entscheiden, was sie tun wollen.
Tue ich das Richtige?
Viele Nahestehende fragen sich: Was löst mein Verhalten beim Betroffenen aus? Setze ich zu viele Grenzen? Zu wenige? Mache ich zu viel Druck? Zu wenig?
Egal, was man tut: Man kann nie wirklich vorhersehen, wie jemand reagiert. Sie können sich an folgenden Fragen orientieren: «Was ist für MICH wichtig?», «Was brauche ICH?», «Wie klar will ICH Veränderungen einfordern?» Dann tun Sie nichts Falsches. Dann geht es um SIE. Es geht um IHRE Bedürfnisse. Und Sie können darauf achten, WIE Sie mit der betroffenen Person sprechen.
Ich fühlte mich schuldig, weil ich mir sagte: «Er trinkt, weil ich nicht gut genug bin». Das ist ein Allmachts-Denken. Man denkt: «Ich mache alles richtig. Der andere macht alles falsch». Dabei ist es so, dass das eigene Verhalten den anderen abhängig bleiben lässt.
Partnerin eines alkoholkranken MannesSchuldgefühle bei Frauen und Männern
Mitbetroffene Männer wie Frauen haben Schuldgefühle. Diese tragen dazu bei, dass man sich der betroffenen Person stark zuwendet. Bei Frauen sind Schuldgefühle besonders stark. Wenn etwas schlecht läuft, denken sie häufig, sie seien schuld daran.
Die starke Zuwendung hängt bei Frauen auch mit Rollenbildern zusammen: Man erwartet von ihnen, dass sie umsorgen und sich zuwenden. Frauen, die sich abgrenzen, fühlen sich häufig schuldig.
Vor allem mitbetroffene PartnerInnen haben oft auch Schuldgefühle wegen der Kinder. Kinder leiden stark, wenn Eltern suchtkrank sind. Es gibt gute Möglichkeiten, Kinder zu unterstützen! Sowohl der suchtbetroffene als auch der mitbetroffene Elternteil können viel tun.