Eine Sucht ist eine Krankheit
Eine Sucht ist eine Krankheit.
Der Wille funktioniert nicht mehr, wie man möchte.
Es gibt Alkohol, Cannabis, Heroin, Kokain und viele andere Drogen. Wenn man zu viel davon nimmt, kann man davon süchtig werden. Man sagt auch: Man kann abhängig werden. Auch Glücksspiel oder Computerspiele können süchtig machen.
Meist dauert es eine Weile, bis jemand abhängig wird. Bei manchen Drogen kann es aber schnell gehen. Je häufiger jemand Drogen nimmt, desto grösser ist das Risiko. Je häufiger jemand Glücksspiele spielt, desto grösser ist das Risiko.
Der Übergang zu einer Abhängigkeit ist fliessend. Je früher man etwas dagegen unternimmt, desto besser.
Das sind Anzeichen, dass es Probleme gibt:
- Gefühlsausbrüche, Aggressivität, Gefühlsschwankungen
- Streit wegen des Konsums/Spielens (Konsum oder konsumieren bedeutet: zu sich nehmen)
- Verheimlichen des Konsums oder des Spielens
- Rückzug
- Fahren unter Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen
- Konsum vor der Arbeit, vor dem Sport
- Konsum/Spielen gegen schlechte Gefühle
- Unfall wegen des Konsums
- etc.
Männer konsumieren mehr Suchtmittel als Frauen. Sie haben auch häufiger Probleme mit Suchtmitteln: Zwei Drittel derjenigen, die Probleme mit Alkohol oder illegalen Drogen haben, sind Männer. Bei bestimmten Medikamenten ist das anders: Mehr Frauen als Männer konsumieren Schmerzmittel, Schlafmittel, Beruhigungsmittel.
Es ist eine medizinische Diagnose. Man merkt das so:
- Betroffene können nicht mehr ohne sein. Sie nehmen immer wieder Drogen. Oder sie spielen immer wieder Glücksspiele. Obwohl sie das nicht wollen.
- Sie verlieren die Kontrolle. Sie nehmen mehr, als sie wollen. Sie spielen mehr, als sie wollen. Sie wissen nicht, wie viel sie schon genommen haben. Sie wissen nicht, wie viel Geld sie schon verspielt haben.
- Wenn sie nichts nehmen oder weniger nehmen, zittern sie. Sie werden unruhig. Sie schwitzen. Ihr Herz schlägt schnell. Manchmal haben sie Schmerzen. Das sind Anzeichen eines körperlichen Entzugs. Man sagt auch: Das sind Entzugssymptome.
- Sie nehmen immer mehr. Sie spielen immer mehr. Nur so bleibt die Wirkung gleich.
- Sie geben andere Interessen auf. Sie geben andere Vergnügungen auf. Sie wollen lieber konsumieren.
- Sie konsumieren trotz Schädigungen oder Problemen weiter. Sie spielen weiter, obwohl sie deswegen Probleme haben.
Bei drei oder mehr dieser Anzeichen im letzten Jahr: Diagnose Abhängigkeit. Achtung, nur eine Fachperson kann diese Diagnose stellen.
Alle Drogen können «im Kopf» abhängig machen. Auch das Glücksspiel oder andere Verhaltensweisen können «im Kopf» abhängig machen. Man sagt auch: Jemand wird psychisch abhängig. Das ist wie ein Zwang. Verzichten ist kaum möglich. Wenn man aufhört mit dem Konsum oder dem Spielen, muss man den Kopf entwöhnen. Das ist oft sehr schwierig. Das kann lange dauern.
Wenn jemand abhängig wird, verändert sich das Gehirn. Das Belohnungssystem im Gehirn verändert sich. Nervenzellen verändern sich. Je mehr und je länger man Drogen nimmt oder spielt, desto stärker verändern sie sich. Normale Belohnungen reichen dem Gehirn nicht mehr aus.
Viele Drogen können auch den Körper abhängig machen. Zum Beispiel Alkohol oder Heroin. Wenn man aufhört, muss man den Körper entwöhnen. Man schwitzt, zittert, hat Schmerzen etc. Das dauert einige Tage. Manchmal braucht es medizinische Hilfe.
Bei einer Sucht ist das Gehirn verändert. Es funktioniert nicht mehr so wie ein gesundes Gehirn. Suchtkranke haben die Kontrolle verloren. Sie konsumieren, auch wenn sie eigentlich nicht möchten. Sie spielen, auch wenn sie eigentlich nicht möchten. Das ist ein Zeichen der Sucht. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Das ist auch kein Zeichen von schlechtem Willen. Um etwas zu verändern, braucht es Willen. Aber der Wille allein reicht oft nicht aus.
Wo steht die betroffene Person?
Es ist schwierig, zu sagen: «Ja, ich habe ein Problem.» Viele schämen sich, vor sich selbst und vor anderen. Es kann lange dauern, bis jemand sagt: «Ja, ich habe ein Problem.» Erst dann kann eine Veränderung beginnen.
- Manchmal sehen Nahestehende ein Problem. Aber die Betroffenen sehen kein Problem. Sie wollen nichts ändern.
- Oft beginnen Betroffene irgendwann, ihr Problem zu sehen. Sie denken an eine Veränderung. Sie sehen Vor- und Nachteile einer Veränderung.
- Der nächste Schritt ist die wirkliche Veränderung. Manche wollen es selbst versuchen. Es kann sein, dass das funktioniert. Aber das funktioniert nicht immer. Unterstützung von Fachpersonen oder Selbsthilfegruppen ist dann wichtig. Das kann die Veränderung unterstützen.
- Der Weg aus einer Abhängigkeit ist lang. Betroffene müssen viel lernen. Sie müssen neue Gewohnheiten aufbauen. Sie müssen Veränderungen festigen.
- Manchmal gibt es Rückfälle. Das kommt häufig vor. Dann braucht es neue Strategien.